Karfreitagsprozession in Brochterbeck

Die Karfreitagsprozession beginnt am Karfreitag um 15 Uhr an der Kirche.

 

Sie ist seit über 40 Jahren eine außergewöhnliche und in weitrem Umkreis einzigartige Form kirchlichen Lebens und Gestaltens. Mit den Worten, die Liturgie lebendiger gestalten zu wollen, eröffnete der neue Pfarrer Pater Roland zu Beginn seiner Tätigkeit im Jahre 1981 eine Zusammenkunft aller ehrenamtlichen Mitarbeiter: „Die Feier des Leidens und Sterbens und der Auferstehung Jesu ist der Höhepunkt des Kirchenjahres, das Zentrum unseres Glaubens. Wir müssen die Liturgie so gestalten, dass sie anziehend ist für Jung und Alt und die Passionsgeschichte anschaulich und verständlich wird für Kinder und Erwachsene.“
So entstand die Karfreitagsprozession, wobei die Gläubigen lebensnah teilnahmen an der Passion Jesu Christi. Am westlichen Kleeberg wurden einzelne Stationen des Leidens nachgestellt, wobei die einzelnen Akteure entsprechend gekleidet waren und ein echtes Kreuz vom jeweiligen Jesusdarsteller getragen wurde. Diese lebendigen Bilder, verbunden mit den zugehörigen Textstellen und entsprechendem Liedgut, waren all die Jahre hindurch höchst eindrucksvoll und führten dazu, dass auch viele auswärtige Besucher daran teilnahmen.
Eva Linsky hat in dem Buch ‚850 Jahre Brochterbeck‘ eingehend über Ursprung und Verlauf der Karfreitagsprozession berichtet. Sie schreibt darin zum Schluss: „Die Brochterbecker Karfreitagsprozession ist zu einer guten Tradition geworden, die hoffentlich noch viele Jahre überdauern wird. Eines möchte die Gemeinde St. Peter und Paul jedoch ganz deutlich machen: Wir führen kein Passionsspiel auf, wir feiern Gottesdienst, in dem Spieler und Gottesdienstbesucher gleichermaßen Mitwirkende und Mitfeiernde sind.“
H. H.

 

Karfreitagsprozession der Gemeinde St. Peter und Paul

Von Eva Linsky

 

„Wir müssen versuchen, die Liturgie lebendiger zu machen!”, mit diesen Worten eröffnete Pater Roland Maarschalkerweerd — damals Pfarrverwalter der Gemeinde St. Peter und Paul — ein Zusammentreffen von Kommunion­helfern, Lektoren und Pfarrgemeinderatsmitgliedern zu Beginn der Fastenzeit 1981. „Die Feier des Leidens und Sterbens und der Auferstehung Jesu ist der Höhepunkt des Kirchenjahres, das Zentrum unseres Glaubens. Wir müssen die Liturgie so gestalten, dass sie anziehend ist für Jung und Alt und die Passionsgeschichte anschaulich und verständlich wird für Kinder und Erwachsene.”

Nach diesen Worten legte Pater Roland sein Konzept vor. Seine Idee war, die Passion am Karfreitag im Gottesdienst nicht nur zu verlesen, sondern wäh­rend einer Prozession durch die Gemeinde in lebendigen Bildern anschaulich darzustellen.

Das war neu! Mit diesem Gedanken musste sich die Versammlung erst einmal vertraut machen, und so waren die Reaktionen der Teilnehmer zunächst sehr zögerlich. Doch Pater Roland wusste zu überzeugen und zu begeistern. Die Bereitschaft wuchs, die eingefahrenen Gleise der Karfreitags-Liturgie zu verlassen und neue Wege zu gehen, um die fast zweitausend Jahre alte Ge­schichte, die Jahr für Jahr die Christen in aller Welt von neuem bewegt, den Menschen unserer Zeit nahezubringen.

Nach kurzer Überlegung erklärte sich Heinrich Bäumer aus Wallen-Lienen bereit, die schwierigste Rolle zu übernehmen, die Rolle des Jesus. (Einige Männer der Gemeinde sind ihm in den folgenden Jahren gefolgt: Gottfried Engelbert, Josef Feldmann, Klemens Poerschke, Alfons Voß). Damit war der Bann gebrochen und weitere Überlegungen konnten gemacht werden. Wer übernimmt die weiteren Rollen? Wir brauchen Apostel, Judas, Soldaten, Pilatus, Hohepriester, Maria, Johannes, Simon von Cyrene und seine Söhne, weinende Frauen und Kinder. Es gelang, alle Rollen zu besetzen. Der Weg der Prozession über den westlichen Kleeberg wurde bestimmt, die genauen Orte für die einzelnen Szenen der Passion festgelegt. Die Kostüme sollten aus dem Fundus der Freilichtbühne kommen. Inzwischen hat die Gemeinde eige­ne Gewänder, die in vielen Arbeitsstunden von der Paramentengruppe ehrenamtlich gefertigt wurden. Um die Gestaltung der liturgischen Texte wollte sich Pater Roland persönlich kümmern. Am Ende der Zusammenkunft war klar: Wir werden es versuchen, die Prozession wird stattfinden. Wir werden zeigen, dass die alte Geschichte von Jesu Leiden und Sterben nichts an Aktualität eingebüßt hat.

So erklangen am Karfreitag 1981 zum ersten Mal die Worte: „Wir gehen heute, am Karfreitag, zur Zeit der Todesstunde unseres Herrn, ein Stück von seinem Kreuzweg betend und gedenkend mit. Wir stehen dabei in Gemeinschaft mit den vielen kreuztragenden Schwestern und Brüdern Jesu in der Gegenwart.”

Viele waren gekommen an diesem Karfreitag, teilweise sicher auch aus Neugier, aber wer einmal kam, kam meistens wieder, beeindruckt von dieser neuen Form der Karfreitagsliturgie.

Inzwischen sind es nicht nur Brochterbecker, die kommen; aus der näheren und weiteren Umgebung kommen Gläubige, um gemeinsam die Leidens­geschichte zu meditieren, zu beten und zu singen.

Im Jahre 2000 wird das Kreuz, das Norbert Bäumer für die erste Prozession gezimmert hatte, zum 20. Mal über den Kleeberg getragen — ein kleines Jubiläum. Die Brochterbecker Karfreitagsprozession ist zu einer guten Tradition geworden, die hoffentlich noch viele Jahre überdauern wird. Eines möchte die Gemeinde St. Peter und Paul jedoch ganz deutlich machen: Wir führen kein Passionsspiel auf, wir feiern Gottesdienst, in dem Spieler und Gottesdienstbesucher gleichermaßen Mitwirkende und Mitfeiernde sind.

2021 fiel die Karfreitagsprozession wegen Corona aus. Dafür wurde für Zuhause ein Gottesdienst mit den Elementen der Prozession erstellt.